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Airbus A-380 - Was kommt
da auf uns zu?
Am 18. Januar 2005 wurde die Riesenmaschine vorgestellt. Schröder
schwärmte, dass der A380 ein „Erfolg der Traditionen
des guten alten Europa" sei. Man habe gezeigt, dass man nun
„zumindest in der Luftfahrt" Weltspitze sei.
Der ADAC: „An Superlativen war bei der Präsentation
des Großflugzeuges Airbus 380 kein Mangel. Er soll mit 555
bis 853 Sitzen ausgerüstet und vorwiegend im Interkontinentalverkehr
eingesetzt werden."
In der „Financial-Times" (8.3.05) ist zu lesen: Der
A380-Erstflug wurde von Ende März auf Anfang April verschoben.
Die erste A380-Maschine habe gegenüber den Planungen 600
Bauabweichungen, die nachgearbeitet werden müssten.
Bekannt wurde mittlerweile: Der A380 braucht mindestens 250 verkaufte
Einheiten, um die eigenen Investitionskosten wieder einzuspielen.
Angeblich liegen jetzt folgende Bestellungen vor: Emirates 43,
Qantas Airlines 12, Lufthansa 15, Air France, Federal Express,
Int. Lease Finance Corp., Singapore Airlines, United Parcel Service
je 10, Malysia Airlines, Thai Airways International, Virgin Atlantic
Airways je 6, Korean Air 5, Etihad Airways 4, Qatar Airways 2.
In Deutschland sollen nur nur die Airports Frankfurt und München
für den A380 ausgebaut werden. Am Frankfurter Flughafen will
man jetzt dafür eine riesige Wartungshalle (350 m lang, 140
m breit, 35 m hoch) bauen. Dafür soll Bannwald gerodet werden,
der erst vor wenigen Jahren unter Schutz gestellt wurde.
Das Statistische Bundesamt: „Auf Interkontinentalflügen
von Deutschland aus bieten Flugzeuge rund 230 Sitzplätze,
von denen im Schnitt 186 besetzt sind. Die Flüge sind zu
81 Prozent ausgelastet. Im europäischen Flugverkehr hatten
die Maschinen eine mittlere Kapazität von 112 Sitzen, von
denen im Mittel 79 besetzt waren. Die Auslastung betrug hier 71
Prozent."
Vielflieger - vor allem Geschäftsreisende - wollen ohne Umsteigen
fliegen. Die Maschine kann also auch ein Flop werden wenn andere
Vorausetzungen nicht da sind. Da muss man sich die neuen Bedürfnisse
schaffen. Gerade in den Zeitungen um Flughäfen herum werden
ständig jetzt Anzeigen gedruckt wie: „Flüge in
die beliebtesten Shopping-Paradiese der Welt". „Shanghai
569,- Euro" Für diesen Schwachsinn braucht man dann
immer größere Flughäfen - was interessiert die
Planer die schwindenden Wälder und die wachsende Klimakatastrophe.
Man geht davon aus, dass sich der Flugverkehr bis 2020 nochmals
mehr als verdoppelt - das ist nicht nur für Menschen, die
an Flughäfen wohnen, eine Horrorprognose. Es sind aber auch
andere Entwicklungen denkbar: 2001 bis 2003 kam es in diesem Markt
erstmals zu Einbrüchen (11. September 2001, wegen Sars, Rezessionstendenzen
und ansteigender Kraftstoffpreise.) Neuerdings heißt es,
man wolle die Kerosinsteuer einführen. Aber das, dass sei
in der EU „frühestens 2008" vorstellbar.
Winfried Wolf, früher Bundestagsabgeordneter der PDS, schreibt:
„Der Airbus A380 setzt auf Massentourismus. ... Schließlich
zwingt ein Superjumbo vor allem zum Wachstum auf den großen
Langstreckenverbindungen, also zu massenhaften Angeboten - Karibik
statt Mallorca. Doch gerade dann, wenn der A380 ein Erfolg wird,
beginnt sein umweltpolitischer und verkehrspolitischer Misserfolg.
Er verstärkt auf mehrfache Weise das Wachstum desjenigen
Verkehrsträgers, der am stärksten zur Klimaerwärmung
beiträgt: Um des A380-Erfolges willen muss sich der Luftverkehr
in den nächsten fünfzehn Jahren mindestens nochmals
verdoppeln. Die Einsparungen im Spritverbrauch, die Airbus für
den A380 verspricht, werden bei weitem übertroffen von diesen
quantitativen Steigerungen. Die Belastungen von Umwelt, Menschen
und Klima werden damit massiv ansteigen. Sodann bringt die Konzentration
auf wenige Flüge mit vielen Fluggästen den Zwang zur
Multiplizierung der Zubringerflüge, des Binnenflugverkehrs
und des innereuropäischen Flugverkehrs mit sich."
Die Versicherungsgesellschaften haben wegen
des A380 die maximale Höhe, bis zu der ein ziviler Jet versichert
ist, von 2,5 Milliarden Euro auf 3 Milliarden angehoben. Dabei
spielten weniger die potenziell gefährdeten Menschenleben
eine Rolle als die Tatsache, dass 310.000 Liter Kerosin in den
A380-Tanks im Fall eines Absturzes oder im Fall einer Entführung
ein enormes Zerstörungspotenzial entfalten würden.
Wissen muß man außerdem: Der größte Teil
der dem Flugverkehr zuzurechnenden Folgekosten sind externe Kosten.
Klimaschädigende Gase, der Flächenverbrauch, die Lärmschäden,
die Gesundheitskosten und vergifteten Flächen gehen nicht
in die Ticketpreise ein, sondern werden auf die Gesellschaft und
spätere Generationen abgewälzt. Erst auf dieser Basis
rechnet sich das Großraumflugzeug.
Im Verkaufspreis von 280 Millionen Euro je A380 sind 35 Millionen
Euro Gewinn eingerechnet. 12,5 Prozent Gewinn beim Umsatz und
mehr als 20 Prozent Gewinn auf das eigene eingesetzte Kapital
wird bei Airbus als angemessener Profit angesehen.
Natürlich hat alles auch eine militärische Seite. Im
Jahr 2000 fiel parallel zur Entscheidung, den A380 zu bauen, der
Beschluss, beim europäischen Luft- und Raumfahrtskonzern
Airbus/EADS den militärischen Großraum-Militärtransporter
A400M zu fertigen. In das A400M-Projekt fließen fünf
Milliarden Euro staatliche Hilfen für die Entwicklung. Insgesamt
sollen aus den europäischen Militärhaushalten in das
A400M-Projekt - und damit in Airbus/EADS - Gelder in Höhe
von 25 Milliarden Euro fließen. Beide Projekte laufen bei
Airbus/EADS zeitlich weit gehend parallel. Experten gehen davon
aus, dass der A380 nie hätte gebaut werden können ohne
die damit verbundene kontinuierliche Quersubventionierung.
Dort werden ordentliche Profite erzielt: Der europäische
Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS steigerte seinen Vorsteuergewinn
um 58% auf 2,4 Milliarden Euro - das beste Ergebnis seiner fast
fünfjährigen Geschichte.
Einige Experten argumentieren, dass das tatsächliche Wachstum
im Flugverkehr nicht im transkontinentalen Segment, sondern im
Mittelstrecken- und Regionalverkehr - und damit bei Flugzeugen
mit 200 bis 300 Sitzplätzen - liegen würde. Darauf zielt
auch das neue Boeing-Konkurrenzmodell Dreamliner 7E7 für
200 bis 300 PassagierInnen.
Wenn der A380 demnächst zum ersten Mal abhebt und eine ungeheure
Propagandashow wochenlang auf uns einschlägt, sollten wir
auch daran denken, das es viele Gründe gibt die gegen den
A380 sprechen.
Das weltweit angehäufte Kapital will Profite sehen - koste
es was es wolle.
Nur, wer glaubt, der Flugverkehr könnte endlos weiter gesteigert
werden, ist auf dem Holzweg.
Während der Anti-Bush-Demo in Mainz gab es ein Transparent:
„Der Kapitalismus frisst die Erde und das Leben auf!"
Die Feststellung stimmt.
Rudi Hechler
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