Die Landebahn wurde am 1.12.2012 geschlossen – vor dem Haus von Fraport-Chef Schulte

FNP 3.12.2012 Jede Nacht senkrecht im Bett

Hessenschau 1.12.2012 ab 52. Sekunde (kurz im Nachrichtenblock)

Eröffnungsrede Eberhard Centner

Wir von der Bürgerinitiative Frankfurt-Nord gegen Fluglärm veranstalten heute zusammen mit den BIs aus dem Vordertaunus und Bad Vilbel/Karben die Aktion „Fraport-Chef Dr. Schulte schließt die Landebahn“.

Kurz etwas zu uns: Die BI Frankfurt-Nord hat sich im September 2011 mit dem Ziel gegründet, mit gemeinsamen Kräften gegen die seit März 2011 eingetretene erhebliche Belastung des Frankfurter Nordens mit Fluglärm, der im Zusammenhang mit der Landebahn Nordwest begann, vorzugehen. Wir sehen uns als Teil des gesamten Widerstands der ganzen Region und stimmen mit den Haupt-Zielen der vielen Bürgerinitiativen und des Bündnisses der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm überein und verlangen

1. Die Schließung der Nordwestlandebahn
2. Ein Nachtflugverbot von 22-6 Uhr
3. Deckelung der Flugbewegungen auf ein erträgliches Maß

Zu Herrn Schulte möchte ich sagen: Herr Schulte: Sie sind auf dem Holzweg! Und nicht nur Sie, sondern auch die hessische Landesregierung, die Lufthansa, die gesamte Luftfahrtindustrie, die gesamten Hauptverantwortlichen für diese Fehlentwicklung.

Dieser Flughafen ist nicht der Herzmuskel der Region, sondern eher der Schließmuskel, wenn man schon solche Vergleiche bemühen will. Denn, wenn man nicht allein den Profit betrachtet, sondern die schädlichen Auswirkungen, dann passt das schon eher.

Die wenigen Maßnahmen, die überhaupt erst zur Lärmminderung umgesetzt wurden, haben bislang kaum eine spürbare Wirkung entfaltet.
Die Erhöhung der Flughöhe beim Gegenanflug ist genauso wirkungslos wie die Erhöhung des Anflugwinkels.

Der Bevölkerung wird nur etwas vorgegaukelt, um die Untätigkeit und Unfähigkeit der Landesregierung und der Fraport zu vernebeln.
Außerdem, wenn die Verantwortlichen tatsächlich Lärmschutz gewollt hätten, dann hätten Sie auch rechtzeitig mit den Überlegungen angefangen und sich neben dem Bau einer Betonpiste auch auf die Auswirkungen auf die Bevölkerung konzentriert. Das haben sie ja anscheinend nicht getan. Jetzt versuchen Sie krampfhaft auf den Druck der Lärmbetroffenen zu reagieren. Es werden aber im Nachhinein anscheinend keine wirkungsvollen Mittel mehr gefunden.

Was ist mit dem aktiven Schallschutz …. Wo bleibt der? Wird er was nutzen?

Schulte, Bouffier und ihre Kumpanen setzen auf leisere Flugzeuge. Damit meinen sie, das Lärm-Problem in den Griff zu kriegen. Wer glaubt denn daran? Neue Flugzeuge sind teilweise noch lauter als ihre Vorgänger und im Landeanflug machen leisere Triebwerke wenig Sinn, da die Geräuschentwicklung von Bremsklappen und anderen Faktoren abhängen, vor allem aber hängt der Krach von der niedrigen Überflughöhe ab. Die Menschen im südlichen Frankfurt und Flörsheim können ein Lied davon singen.

Passiver Schallschutz … mit dem Ziel der Verbunkerung der Bevölkerung

Auch der passive Schallschutz klappt nicht, ein zäher Behördenprozess stresst die Antragsteller. Um jeden Lüfter muss gerungen werden und viele bekommen überhaupt nichts.

Deshalb bleibt als Konsequenz nur die Schließung der Nordwestlandebahn, die Deckelung der Flugbewegungen und ein Nachtflugverbot, das seinen Namen verdient und sich an der gesetzlichen Nacht orientiert, nämlich von 10 – 6 Uhr.

Bereits über 40 Montagsdemonstrationen, mehrere Großkundgebungen, Lichterketten, Menschenketten, Brückenaktionen, Kirchenläuten, Mahnwachen, eine Aktion vor ihrem Haus im August 2012, wo sich Menschen zum Frühstück getroffen haben um nachzuempfinden, wie es sich anfühlt am Wochenende mit so viel Ruhe. Vielleicht können Sie, Herr Schulte, nicht nachvollziehen was sie mitverantwortlich an Lärm produzieren. Deshalb haben wir Ihnen auch davon etwas mitgebracht: Fluglärm, Originalaufnahmen aus Sachsenhausen, den wir freundlicherweise überspielt bekommen haben. Wir werden das später hören, wenn wir loslaufen.

Die Äußerungen von Herrn Schulte, Fluglärm sei hautsächlich Kopfsache, ist vollkommen richtig. Im Kopf befindet sich das Gehirn. Dort ist die Schaltzentrum für Schmerzempfindungen, dort kommen die Reize an und werden verarbeitet. Aber das hatten Sie ja nicht gemeint, gell? Sie wollten auf etwas anderes hinaus. Damit wollten Sie ausdrücken, dass Fluglärm Einbildung sei. Sie haben gut reden. Wollen Sie nicht einmal eine Woche in Flörsheim bei Ostwind oder eine Woche in Sachsenhausen bei Westwind verbringen.

Natürlich hat Lärmwahrnehmung auch eine subjektive Seite. Aber inzwischen ist es wissenschaftlich belegt, dass Lärmspitzen und die Permanenz von Lärm und deren Unausweichlichkeit zu schwersten körperlichen Schädigungen führen.

Aber … Sie könnten daran ja was ändern. Sie könnten für ein reines Gewissen bei sich sorgen und viele Freunde gewinnen.
Sorgen Sie mit dafür, dass die neue Landebahn wieder geschlossen wird. Überzeugen Sie die Anteilseigner, die hessische Landesregierung, die Stadt Frankfurt, die Aktionäre, Bouffier, Rentsch und wie sie alle heißen und gehen sie mit gutem Beispiel voran.

Nehmen Sie sich die Warnungen der Ärzte zu Herzen, sprechen Sie mit den Klinikärzten, mit vom Flughafen unabhängigen Wissenschaftlern. Machen Sie sich einmal ein Bild der gesundheitlichen Schädigungen und Belastungen. Als Manager haben Sie soziale Verantwortung! Es kommt eben nicht alleine auf Maximierung des Gewinns an. Man muss es verträglich gestalten und hier hat Fraport, hier haben der Flughafen, die Lufthansa und die hessische Landesregierung schlichtweg versagt.

Ihr Argument der Schaffung von Arbeitsplätzen zieht nicht mehr, trotzdem wird es als Totschlagargument ständig eingesetzt – ohne zu sehen, was auf der anderen Seite an Schaden angerichtet wird.

Es werden Hunderte Quadratkilometer, Hunderttausende Menschen verlärmt.

Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime sind betroffen, Gottesdienste werden gestört, bei Bestattungen müssen Pausen gemacht werden, da kein Wort zu verstehen ist, wenn ein Flugzeug drüber geht. Ist das Wohlstand, Herr Schulte? Und nebenbei, Herr Schulte: Für das Rheingau-Musik-Festivals gibt es anscheinend Ausnahmen. Hier wollen die Herrschaften der Luftfahrtbranche und der willfährigen Politik nicht von Fluglärm gestört werden. Und ihr Arbeitsplatzargument platzt, wenn man bedenkt, wie immer mehr auf Arbeitsverdichtung, Billiglöhne, Leiharbeiter, Outsourcing und Arbeitsplatzabbau gesetzt wird.

Nach einer neuen Untersuchung des Verkehrsclubs Deutschland ist das Bahnfahren hierzulande billiger als Fliegen. In 91,5 % lag die Bahn vor dem Flieger. Wir brauchen nicht mehr innerdeutsche Flüge. Aber was die Lufthansa? Sie wollen noch mehr innerdeutsche Flüge forcieren mit ihrer Billig-Airline Germanwings.

Fazit:
Die Maßnahmen aktiver und passiver Schallschutz sind nicht zielführend, wie man so schön heutzutage sagt.

Der Lärm muss an der Quelle bekämpft werden und zwar mit der Schließung einer überflüssigen Landebahn und einer Begrenzung der Flugbewegungen und einem richtigen Nachtflugverbot.

Zum Schluss: Ich möchte Herrn Holefleisch von der Bürgerinitiative Mainspitze zitieren, der in einem bemerkenswerten Interview die Sätze formulierte:

„Diese Landebahn ist zwar aus Beton, aber der politische Wille und die Kraft der Argumente sind stärker.“

Heike Farr:
Eine wundersame Wandlungsgeschichte

Es war einmal ein Mann – ein Manager,
(sagen wir mal der hieß Thomas, Michael? Klaus ?….)
Nein: sagen wir mal, der hieß Stephan! Aber nicht: Stefan mit f, sondern Stefan mit ph!
Stefan war von Beruf Manager.
Und Manager – das weiß´ ja jedes Kind – das wird man nicht einfach so und auch nicht von heut auf morgen.
Das ist ein ganz steiniger Weg – ja! – und auch Stefan hatte wirklich hart dafür gearbeitet….

Und nun schaut Euch um: hier wohnt er – der Stefan mit seiner Familie!
Und hat er es nicht gut?????
Ein schönes Haus, an einem schönen Ort, mit viel Grün….
Und: hört ihr was???? Nein??? Ist es zu leise hier? Es ist zu leise hier!!, Oder??? Was meint ihr?

Weiter geht’s in der Geschichte mit Stefan und der wundersamen Wandlung:
Also Stefan ist Manager geworden und arbeitet für ein ganz großes Unternehmen und zwar, ganz hier in der Nähe: nämlich in Frankfurt…
Und was glaubt ihr von welchem Unternehmen die Rede ist ?????

Nun weiß` ich nicht, ob ihr das wisst: Firmen haben ja immer so eine Firmenphilosophie.
Stefans Firma sagt dazu „Vision“!
Die Vision von der Wertschaffung….., mmh! Da steht:

!!! „Wir streben eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes
in allen Geschäftsfeldern an. !!!
!!! Wir erzielen überdurchschnittliche Rendite.!!!
!!!Wir gehören zu den Besten der Branche“!!!

Wow, hab` ich mir gedacht – und das denkt ihr bestimmt auch…. –
die setzen voll auf Wachstum!

Jetzt frag` ich mich einfach mal so zwischendrin : Kann denn die Geschichte gut ausgehen? Mmmm…. Na, wir werden sehen!

Also, Stephan gehört dann – weil er der Manager in dem Unternehmen ist – „zu den Besten der Branche“ – denn, es heißt ja WIR in der Firmenphilosophie…!
Und wenn man zu den Besten gehört, dann hat man auch wichtige und bedeutende Freunde… aus der Wirtschaft und Politik….. und die heißen dann z.B.: Boris, Roland, Volker und so weiter.

Auf jeden Fall hält man dann richtig dicke zusammen – für die Vision. Logisch! Denn schließlich will doch keiner Stillstand oder gar den Niedergang…
Oder? Ich frag`Euch: Was wollt Ihr denn?

Also so ein großes, internationales Unternehmen, das immer weiter und weiter wachsen will,….. das kriegt natürlich Probleme – ist doch logisch. Und von Wachstumsgrenze steht ja auch nix in den Visionen….

Probleme gab` es ja schon früher mal – so vor 30 Jahren (da war Stefan ja noch nicht dabei…).
Damals haben sie den Bürgern versprochen: Kein weiterer Ausbau!

Und wir, die BürgerInnen, – wir haben das geglaubt! Haben wir?????

Na, auf jeden Fall geht die Geschichte nicht gut weiter – also, ich meine: für uns, die Bürger und Bürgerinnen..!
Wir, wir wurden betrogen: Von Stefans Firma und seinen Freunden.

Denn die hatten das noch nicht richtig verstanden, das mit der Grenze vom Wachstum und haben weitergebaut und weitergebaut und eröffnet und so weiter….

Und vor mehr als einem Jahr, da sind wir dann, – die Bürgerinnen und Bürger – richtig sauer geworden. Unsere Grenze war dann wirklich (und ist) überschritten:
– Hunderttausende von uns leiden unter dem Fluglärm – jeden Tag, 17 Stunden, von 5:00 Uhr in der Früh bis 23:00 Uhr am Abend!
Was sagen Sie dazu Herr Schulte?
-Tausende demonstrieren dagegen Montag für Montag – seit mehr als einem Jahr!
Wie geht es Ihnen dabei Herr Schulte?

Und, Hunderte sind heute hier und rufen Ihnen zu:

„Jetzt ist Schluss, die Schließung ist ein Muss“

Also, ihr hört es,:
Stefan hat im Laufe der Zeit den Unmut zu spüren bekommen! Jaahh.
Und so ein Manager, eine Führungskraft, die kann tief fallen – von so einem hohen Fraport-Himmel….! Jaahh.
Da muss man sich schon warm anziehen und in Sicherheit bringen:
Steilere Anflugverfahren? Flughöhen anheben? Leisere Flugzeuge?
Alles murcks!

Die gaben und geben keine Ruhe – diese BürgerInnen! Diese Mimosen, die nichts vertragen: Fluglärm ist doch schließlich reine Kopfsache ….!
Aber hartnäckig machen die weiter: Montag für Montag…!

Und Stefan?
Er sieht sich tief stürzen vom Fraport-Himmel! Und auch seine Freunde sind mittlerweile sehr beunruhigt. Was sollen Sie tun?
Auch Stefan hat schlaflose Nächte! Jaaah! Nicht nur wir – die lärmgeplagten BürgerInnen.

Man wirft Stefan und seinen Freunden hässliche Dinge vor:
– die Gesundheit hunderttausender von Menschen nicht ernst zu nehmen
– das Wohlergehen der Menschen zu missachten
– den Menschen die Lebensqualität zu nehmen
– die Menschen aus ihren Wohnorten zu vertreiben
– und: ihre Existenz auf`s Spiel zu setzen.

Zu dieser Zeit (es war die Vorweihnachtszeit) …. da spürte Stefan plötzlich was……, genauso wie in der Tragödie von dem großen Frankfurter Dichter:

„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen: Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer,| ich finde sie nimmer und nimmermehr“

Und: Da war sie –: die Erleuchtung!
Und Stefan erinnerte sich, dass es da doch noch eine andere Vision als die, der Wertschaffung und die des Wachstums gab:
Die Vision der Nachhaltigkeit! Und da stand es wortwörtlich in der Firmenphilosophie:

!!!„Wir sind uns als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor der Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt bewusst

!!! „Wir wirtschaften nachhaltig und richten unser unternehmerisches Handeln an (ökonomischen), ökologischen und sozialen Kriterien aus“

Und, Stefan spürte sie plötzlich: die soziale Verantwortung: die andere Seele in sich!
Aber, machen wir uns nichts vor:
Stefan alleine kann die Landebahn nicht schließen. Er ist ja Manager und hat einen Arbeitsauftrag!
Aber, da muss es doch eine Lösung geben!
Da erinnert sich Stefan an die vielen Freunde in Politik und Wirtschaft:
Klar!!: Er kann die hessische Landesregierung dazu auffordern, die Landebahn mit ihm gemeinsam zu schließen!
UND: Da helfen wir ihnen doch gerne dabei, und zeigen Ihnen jetzt mal wie das geht:
„Die Bahn kommt weg!“

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